Mein erster Marathon!

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Am Sonntag war es endlich soweit! Nach langem Hin und Her und jeder Menge Probleme beim Training, ging es zum Haspa Marathon nach Hamburg. Mein erster Marathon!!!!

 

Freitag – Taschen packen… und die Nervosität steigt 😉

Freitag Abend geht es zuhause ans Taschen packen und ich bin schon total neben der Spur. Ich bin so nervös, dass ich mindestens die doppelte Zeit brauche alles zusammen zu suchen, und das, obwohl ich mir vorher schon meine kleine Packliste geschrieben hatte. Zum Glück ist mein Freund da, der tapfer versucht mich zu beruhigen 🙂 Trotz allem schlafe ich recht gut und bin am nächsten Morgen bereit zur Abfahrt Richtung Hamburg.

 

Samstag – Messe, Startunterlagen und Schietwetter

Samstag morgen frühstücken wir in Ruhe und machen uns dann auf den Weg nach Hamburg. Auf der einstündigen Autofahrt fahren wir gefühlt durch alle norddeutschen Wetterlagen, von Regen über Sonnenschein, Hagel, Graupelschauer und ordentlich Wind ist alles dabei… na das kann ja heiter werden….

In Hamburg angekommen geht es erstmal zur Messe. Der Plan ist ein wenig zu bummeln, die Startunterlagen zu holen und anschließend beim Hotel noch ein kleines Läufchen zu machen.

Wir kämpfen uns  durch die Masse an Leuten auf der Messe zur Startunterlagenausgabe. Als ich die Startnummer in der Hand halte, wird mir erst richtig klar, dass ich morgen tatsächlich einen Marathon laufen will! Das ist schon ein komisches Gefühl. Vom Finisher-Shirt bin ich tatsächlich etwas enttäuscht. Grau ist nicht so meins und es wäre echt schön gewesen, wenn es Frauen- und Männershirts gegeben hätte, wie in Berlin, statt dieser Unisex-Shirts. Aber egal… zur Beruhigung gehe ich erstmal shoppen 😉

Da der Wetterbericht für morgen ähnlich grausig aussieht, wie das Wetter heute, mache ich mich auf die Suche nach einem Stirnband, um meine Ohren vor dem eisigen Wind zu schützen und werde am Stand von eleven sportswear fündig. Superviele bunte Socken, Mützen und Headbands gibt es dort zu kaufen und ich brauche erstmal eine Weile, um mich für eins zu enstcheiden. Anschließend gibts am Merchandise Stand noch einen Pulli und bei BMW einen Gratis-Schlüsselanhänger 🙂 Gratis ist doch immer toll 🙂 Außerdem entdecke ich einen Stand, an dem man sich ein Armband mit seinen geplanten Zwischenzeiten drucken lassen kann… eigentlich war das Ziel ja nur „ankommen“, aber heimlich spekuliere ich ja auf sub 5 Stunden und so lasse ich mir die Zeiten auch direkt aufs Armband drucken.

Als wir schließlich Richtung Hotel fahren, ist das Wetter noch schlimmer als vorher… es regnet wie aus Eimern und ist richtig kalt… also überspringen wir kurzerhand den Shakeoutrun und gehen direkt zum Italiener, die obligatorische Pasta essen 😉

Abends im Hotel versuche ich dann meine Sachen zusammenzupacken und alles bereit zu legen, kann aber vor lauter Nervosität schon nicht mehr richtig denken und alles dauert eine gefühlte Ewigkeit… die Nacht ist dann auch entsprechend unruhig und plötzlich ist er da: Marathon-Tag 🙂

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Sonntag- Haspa Marathon Hamburg here I come

Der Wecker klingelt um kurz nach 5, also viel zu früh. Frühstück im Hotel: Zwei Nutellabrötchen und ein Kaffee, Sachen ins Auto und los. An der U-Bahn-Station treffen wir uns dann mit meinen Eltern, meiner Schwester und einem Freund. Sie sind extra in aller Frühe aufgestanden und nach Hamburg gekommen, um mich anzufeuern und ich freue mich tierisch sie zu sehen. Mit der U-Bahn geht es dann 5 Stationen zur Messe und plötzlich finde ich mich vor dem Eingang des Teilnehmerbereichs wieder. Meine Sachen lasse ich bei meiner Familie und mache mich auf die Suche nach den Dixie-Klos… Schlange stehen wie immer… und dann laufe ich mit der Masse Richtung Startblock. Starblock N, ganz hinten.

Es ist immer noch kalt und nieselt zwischendurch immer wieder. Ich bin froh, dass Christian mir einen seiner alten Pullis zum Überziehen gegeben hat. Am Startblock ist auch meine Familie wieder da und die Zeit bis zum Start vergeht wie im Flug… und ich bin kurz vorm Heulen 😀 ich kann immer noch nicht recht glauben, dass ich es tatsächlich mache und überlege kurz ob ich nicht einfach über den Zaun kletter und doch lieber nur zuschaue… aber natürlich mach ich das nicht 😉 Dann geht alles ganz schnell. Während ich noch nach den Ballons der Pacemaker Ausschau halte, hören wir wie vorne der Startschuss fällt. Und es geht los 🙂

Der Marathon

Ich bin noch keine 10 Schritte gelaufen, da begrüßt uns das Hamburger Wetter mal so richtig: Es hagelt und regnet, als hätte irgendwo einer die Schleusen aufgemacht… noch bevor ich die Startlinie überhaupt überquert habe, bin ich nass und friere… na super! Während der Moderator noch Witze darüber macht, geht es auf die ersten Kilometer. Da ich weiß, dass ich nach hinten raus garantiert langsamer werde, hänge ich mich erstmal an den Pacemaker mit der 4:45h auf dem Ballon. Der ist allerdings ne ganze Ecke vor mir und so versuche ich den Ballon im Auge zu behalten. Zu schnell starten will ich allerdings auch nicht. Die ersten Kilometer laufen trotz Wetterchaos wie am Schnürchen. Es hört auf zu regnen, ab und an kommt die Sonne raus und ich lasse mich einfach mit der Läufermasse mitziehen. Zwischenzeit bei km5: 33:16. Passt.

Trotz des durchwachsenen Wetters sind an den Streckenabschnitten jede Menge Zuschauer und auch viele Kinder, die sich wie die Schneekönige freuen, wenn sie die Läufer abklatschen können. Es geht über die Reeperbahn zur Elbe und dann wieder zurück Richtung Hafencity. In den engeren Straßen stehen die Leute am Fenster oder auf den Balkonen, einige haben die Musik aufgedreht und andere haben ihre Kochtöpfe zu Trommeln umfunktioniert und feuern die Läufer an. Es gibt so viel zu sehen, dass die  Kilometer tatsächlich wie im Flug vergehen. Bei km10 stehen 1:07:09 auf der Uhr.

Und dann sehe ich bei km12 auch schon meine Familie wieder 🙂 Nach dem Start hatten sie sich auf ihren eigenen kleinen Rundkurs begeben, um mich an möglichst vielen Streckenabschnitten anfeuern zu können 🙂

Km15 passiere ich mit 1:39:50 und freue mich, dass ich die Zeit bis hierhin so gut halten konnte und dann gehts durch den Wallringtunnel… ich frage mich kurz ob das runter und hochlaufen Not tut, aber lasse den Tunnel schnell hinter mir. Und schon bin ich an der Binnenalster angekommen.  Ich biege ich um die Kurve und laufe fast wie gegen eine Wand: Wo kommt denn der mordsmäßige Wind jetzt her? Die Fontäne auf der Binnenalster weht zu uns rüber und ich werde mal wieder nass 🙂  Aber nicht nur der Wind empfängt mich in der Kurve, auch meine Familie ist wieder da. Es geht einmal um die Binnenalster und ich erinnere mich kurz an den Triathlon letztes Jahr. Da stand ich genau hier und habe meine Schwester angefeuert auf ihrer ersten Olympischen Distanz. Dieses Jahr werde ich hier auch noch ins Wasser springen 🙂 Bei km17,5 bin ich um die Binnenalster rum und werde wieder von meiner jubelnden Familie empfangen. Sie rufen mir zu, dass sie bei km25 wieder an der Strecke stehen werden und schon bin ich wieder weg.

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Auf dem Weg die Außenalster entlang Richtung Ohlendorf zeigt die Uhr 2:14:26 bei km20. Immernoch super in der Zeit 🙂 Man behauptet ja im Allgemeinen, dass ein Marathon erst bei km30 richtig anfängt…. meiner fing bei km20 an. Knöchel und Beine waren sich plötzlich einig, dass sie jetzt eigentlich keine Lust mehr haben und mir fällt auf, wie „hügelig“ die Strecke ist. Gefühlt geht es nur noch bergauf über kleine Hügel und Brücken. Ich nutze die Verpflegungsstellen alle 2,5km für eine Mini-Gehpause und schüttel meine Beine aus. Die Hälfte ist geschafft, kann ja nicht sein, dass es jetzt nicht mehr geht. Mir fällt etwas ein, dass ich auf der Messe gelesen hatte: Pain is temporary, pride is forever 🙂 Ich grinse in mich hinein, beiße die Zähne zusammen und laufe weiter.

KM25: 2:49:55. Etwas langsamer als vorher, aber passt noch. Ich halte Ausschau nach meiner Familie… bei 25,5km denke ich jetzt müssten sie mal in Sicht kommen… bei km26 denke ich, dass ich sie vielleicht verpasst habe und frage mich schon, ob ich sie überhaupt nochmal vor dem Ziel sehe. Dann plötzlich laute Daniela-Rufe bei km27 und da sind sie wieder 🙂 und teilen mir mit, dass ich sie jetzt erst im Ziel wiedersehe 😦 oh weh, den Rest muss ich wohl alleine durchstehen, denke ich nur… aber was solls, weiter gehts.

Km30: 3:36:57. Die Gehpausen an den Verpflegungsstellen werden länger und der Zeitvorsprung der ersten Kilometer schmilzt langsam. Den 4:45h Pacemaker habe ich bei km19 schon aus den Augen verloren. Außerdem haben meine Beine mir die Freundschaft gekündigt und ich bin mir mittlerweile sicher, dass Hamburg in den Bergen liegen muss… was sollen denn diese bescheuerten Hügel? Meine Stimmung ist kurz vorm Umschlagen, da höre ich plötzlich wieder meinen Namen: Meine Familie bei km31 🙂 Also doch nochmal. Ich lächle und denke: Das zieh ich durch. Jetzt ist es nicht mehr weit.

An der nächsten Wasserstelle wieder kurze Gehpause. Die Helfer sind allesamt super! Alle arbeiten mit Hochdruck am Auffüllen der Becher und Schneiden der Bananen und feuern nebenbei noch die Läufer an. „Daniela gleich geschafft“, „Daniela das machst du super“! Das gibt Kraft. Vielen Dank dafür! Ihr seit die eigentlich Helden des Marathons!

Bei km35 habe ich 4:05:20 auf der Uhr und mir wird klar: Die Sub-5 sind zu schaffen, wenn ich mich jetzt zusammenreiße. Nur noch 7km. Um ich herum ist es leerer geworden und viele der Läufer die noch da sind, gehen mittlerweile. Das würden meine Beine jetzt auch gerne, aber mein Stolz siegt. Außer an den Verpflegungsstellen wird nicht gegangen, das ist der Plan 🙂

Plötzlich habe ich einen Ballon im Gesicht. Der Pacemaker für die 5:00h läuft mit einer kleinen Gruppe Läufer an mir vorbei: Das kann doch nicht sein. Blick auf die Uhr… die sind zu schnell… oder? Ich versuche zu rechnen, aber mein Gehirn ist damit beschäftigt meinen Beinen zu erzählen, dass sie laufen müssen… also beschließe ich dranzubleiben… nach 500m verwerfe ich diesen Plan und halte doch etwas Abstand, der rumwedelnde Ballon und die lockeren Sprüche des Pacemakers machen mich in meinem Zustand nur unnötig aggressiv 😀 Bei km37,5 (Wasserstelle, kurze Gehpause) habe ich erfolgreich ausgerechnet, dass die tatsächlich zu schnell sind  🙂

Die letzten Kilometer sind dann wirklich fies, ich möchte lieber gehen, meine Beine wollen lieber U-Bahn fahren und um mich rum sind tatsächlich nur noch wenige Läufer, die wirklich laufen. Und dann sagt irgendwo eine Frau am Straßenrand zu ihrem Kind: „Das sind alles Helden! Die sind einen ganzen Marathon gelaufen!“… Warte mal: Noch 3 km, dann bin ich einen Marathon gelaufen? Ach Quatsch. Ich muss daran denken, wie ich Anfang 2015 keine 2km laufen konnte, wie ich unsere 7km Hausstrecke nur mit mehreren Gehpausen hinter mich bringen konnte… und nun laufe ich Marathon… was heul ich hier eigentlich rum? Weiter gehts 🙂

Letzte Verpflegungsstelle km40: 4:42:28. Das könnte doch passen mit den sub5. Aber ich kann auch wirklich nicht mehr, das eher supoptimale Training der letzten Wochen macht sich bemerkbar. Zwischen km40 und km41 muss ich tatsächlich ein wenig gehen… Mist… ich werde nicht durchs Ziel gehen, kommt gar nicht in die Tüte. Letzte Kräfte sammeln und weiter: Bei km41 ist nochmal richtig was los. In der „Mizuno Zone“ stehen viele Leute und ein paar Cheerleader feuern die Läufer für den letzten Kilometer an. Und dann gehts um die Kurve: Ich sehe die Tribüne und das Ziel! Und ich höre meinen Namen: Meine Familie steht auf der Tribüne und brüllt 🙂 und meine Beine geben ein letztes Mal Gas: Bei 4:58:59 überquere ich die Ziellinie und fange augenblicklich an zu heulen 😀 Ein paar Sanitäter beäugen mich kritisch und fragen sich wahrscheinlich, ob ich gleich zusammenbreche, aber als sie mich lächeln sehen, müssen sie nur noch grinsen.

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Zieleinlauf 🙂

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Ich kämpfe mich Richtung Zielverpflegung und eine nette Frau legt mir mit einem breiten Grinsen die Medaille um den Hals. Nachdem ich mich mit ordentlich Obst und Schokoriegeln versorgt habe, geht es aus der Athletes Area zu meiner Familie. Ich bin so froh, dass ihr dabei wart!!!

Fazit: Marathon ist toll! Schmerzhaft, aber toll! Hamburg wir sehen uns wieder! Und es gibt ja noch jede Menge andere tolle Marathon-Städte 🙂

 

Für alle die es interessiert, werde ich in den nächsten Tagen in einem separaten Artikel nochmal aufschreiben, welchen Weg meine Familie genommen hat, um mich an möglichst vielen Stellen an der Strecke anzufeuern 🙂 Das war wirklich fantastisch 🙂

 

2 Gedanken zu „Mein erster Marathon!

  1. Dein Bericht ist wirklich toll geschrieben- so echt und ehrlich!! 2015 bin ich bei einem 6 Stunden Lauf auch einem Marathon gelaufen, ohne davor jemals mehr als 25km im Training gelaufen zu sein. Meine Zeit war ebenfalls 4:58:59:-)

    Angefangen haben ich auch so wie du – schlimmer sogar. Ich konnte keine 400m am Stück laufen. Das war 2013.
    Mein erster 5km Lauf beendete in 28:19 und meine ersten 10er blieb die Uhr bei 57:45 stehen(beides 2014).
    Viel Training und Ehrgeiz haben mir 2016 dazu verholfen meine 10km Zeit auf 48:38 zu verbessern und 23:54 auf 5km. Darauf bin ich sehr stolz.
    Danach haben ich mich verletzt:-( Konnte 7 Monate nicht laufen… Naja, ich konnte auch nicht mehr ohne Hilfe gehen…
    Nach viel Physio, Krafttraining und noch viel mehr Ehrgeiz habe ich es nach 2 Monate sehr schlechtem und stark reduziertem Lauftraining wieder geschafft 51:59 Min auf 10km zu Laufen.
    2017 ist mein Ziel dann eine 47er Zeit…
    Laufen ist so unglaublich wunderbar und jeder der es nicht tut verpasst etwas grossartiges…
    Dir alles Gute und stets Gesundheit… Mit Willen und Fleiß schafft man alles!!! Weil der Schmerz eben vergeht, aber der Stolz bleib!

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